Mt 25, 35 - Predigt auf dem burgenländischen Frauentag , 7. April in Loipersbach

Alapige: 

„Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25, 35).

Időpont: 
csütörtök, 2011, április 7 - 02:00

Wir hatten letzte Wochen einen Überaschungsgast. Eine Cosuine von meinem Mann, die ich gar nicht kannte, und die auch mein Mann seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hat. Martina, so heisst sie, war nicht nur eine Überaschung in dem Sinne, daß sie plötzlich vor unserer Tür stand, sondern auch das war für uns überraschend, was sie von sich erzählte.
Martina hat vor ein paar Jahren ihren Mann dazu überredet, dass sie beide ihre gut bezahlten Stellen kündigten, ihr schönes Häuschen an der Ostsee für zwei Jahre zuschliessen, von Freunden und Verwandten Abschied nehmen, und die Welt anschauen. Aber so richtig, nicht wie wir mit unserem zwei-drei wöchigen Urlaub. Ein ganzes Jahr für Süd-Mittel- und Nord-Amerika, und ein Jahr für Asien und Australien. Toll. Ich war von Martinas Geschichten sehr beeindruckt. Sogar neidisch. Wie toll wäre es, alles hinzuschmeissen und so eine Weltreise zu machen. Im Ozean baden, mit riesigen Schiffen fahren, frische Fische essen, unter Palmen meine Lieblingsbücher lesen.
Die erste Sache, die mir in mir Zweifel daran aufkommen ließ, ob es wirklich so eine gute Idee wäre, war, als sie erzählte, dass sie jeweils nur mit 15 Kilo Gepäck reisen konnten. Ich musste an unser vollgepacktes Auto denken, nicht einmal nur bei Urlauben, sondern auch dann schon, wenn wir zu meinen Eltern mit zwei Kindern zu Besuch fahren.
Und dann ist mir auch eingefallen, dass ich in den sieben Jahren, als ich in Berlin lebte, immer Heimweh hatte. Ich mochte keine langen „Urlaube“, ich mochte nicht fremd sein, sondern irgendwo zuhause, deswegen habe ich meinen Mann, wie es Martina getan hat- davon überzeugt, dass wir die Weltstadt Berlin verlassen und in ein uns bis dahin unbekanntes Dorf an der ungarisch – österreichischen Grenze ziehen und alles neu anfangen. Wenn ich mir diese Entscheidung überlege, dann ist es auch mindestens so abenteuerlich wie eine Weltreise.
Die Welt ist voll mit Menschen die nicht wegen ihrer Reiseleidenschaft oder ihres Heimwehs reisen. Man kann keine Nachrichten hören, ohne über Flüchtlinge, Vertriebene oder Asylpolitik zu hören. Gerade gestern ist es wieder für uns alle erschreckend deutlich geworden, wie wenig ein Menschenleben auf einer Flucht zählt. Aber die Katastrophe vor Lampedusa ist nur ein kleiner Teil von all dem Leid, das Menschen erleben, die zuhause keine Hoffnung mehr sehen oder aus ihrem Land gejagt werden. Wie lange geht das noch so weiter? Oder stehen wir erst am Anfang einer neuen Völkerwanderung?
Die Bibel ist auch voll mit Menschen, die ihre Heimat verlassen sollten, oder die zu Hause fremd waren. Wer waren die ersten Vertriebenen? - wir finden sie ganz am Anfang der Bibel: Schon Adam und Eva mussten ihre Hemat verlassen, den Garten Eden, weil sie sich selbst und Gott fremd geworden waren; Abraham und Sarah, die alles aufgaben und für Gott in die Fremde zogen; das ganze Volk Israel, das nach Babylonien deportiert wurde.
Und auch Jesus war ein Flüchtlingskind, das mit seinen Eltern vor dem Zorn des Herodes nach Ägypten floh. Paulus, der vom Evangelium getrieben nicht zu Hause bleiben konnte und Asien und Europa durchzog. Und so weiter und so fort, es gäbe noch viele Beispiele.
So unterschiedlich die Gründe aus sein mögen, es zeigt doch nur, daß seit Adam und Eva kein Paradies mehr für uns auf Erden existiert und wir heimatlose Wanderer geworden sind. Selbst Jesus hat sich als Heimatloser und Obdachloser beschrieben: - “Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.” (Lk 9, 58) Und im Gleichnis vom Weltgericht stellt er sich solchen Menschen gleich: „Denn ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25, 35).
Die Menschen, die in unserer Region leben, können ihre Familienstammbäume oft bis ins 15. Jahrhundert zurückführen: Unsere Ur-ur-ur-Grosseltern haben schon hier gelebt, und wir wüschen es auch unseren Nachfahren, dass auch sie in diesem wunderschönen Eckchen der Welt leben können! Weil wir hier nicht fremd sind. Wir sind hier zu Hause. – so kann man es hier hören.
Das haben die Deutschen auch innerhalb der ungarischen Grenzen gedacht, als sie vor genau 65 Jahren vertrieben wurden. Adam, Eva, Abraham, Sara, Jesus, auch die Vertreibung, sogar die Katastrophe in Japan erzählt für mich davon, dass wir keine ständige Bleibe haben, kein sicheres uns endgültiges zu Hause, selbst dann nicht, wenn unsere Familie schon seit 1000 Jahren hier gelebt hat. Unser Zuhause ist da, wo unser Herz ist, ja woran unsere Herzen hängen. Das kann unsere Familie sein, das kann unser Haus, unser Garten sein, es kann unser Burgenland oder unser Grenzgebiet sein, es kann alles das sein, woran unserem Herzen liegt.
Diese Dinge oder Menschen können uns das Gefühl geben, zu Hause zu sein, aber sie können trotzdem nicht unsere Heimat sein. Denn Familienmitglieder sterben, Beziehungen können kaputtgehen, Hauser müssen repariert werden, Regionen müssen evakuiert oder verlassen werden, und sogar die Grenzen werden immer wieder hin und her geschoben.
Ich denke, das wirkliche Gefühl, zu Hause zu sein, können wir nur von Gott bekommen.http://agfalva.lutheran.hu/sites/default/files/N3_0.jpg" align="left" width="500"
Sonst können wir überall und immer wieder auch fremd sein. Sogar in unserer gewohnten und gut bekannten Umgebung. Es kommt eine andere Partei, es kommen andere Ideologien, es wehen andere Winde, und hussssch, schon sind wir fremd.
Fremd ist das, was ich nicht kenne. Auch mein Nachbar kann mir fremd sein, und jemand weit entferntes gut bekannt. Die Flüchtlinge, die gerade aus Afrika kommen, überhaupt erst einmal alle Flüchtlinge sind uns noch fremd und machen uns deshalb oft Angst. Denn wir kennen sie ja nicht und wissen nicht, was wir von ihnen erwarten können…
Ich denke, in unserem irdischem Leben wird das Thema „Fremd sein“ immer aktuell bleiben – und es kann uns selbst auch zu jeder Zeit treffen.
Aber wie gesagt: Fremd ist nur das, was ich nicht kenne.
Wir können uns darüber freuen, dass wir wahrscheinlich alle ein Zuhause haben, wo wir nicht fremd sind, oder es nur ganz selten fühlen. Aber auf dieser Erde sind wir trotz allem immer nur Wanderer. Wir werden immer unterwegs sein. Unterwegs vielleicht zwischen mehreren Heimaten, zwischen mal fremd und mal zu Hause zu sein, zwischen großen Städten und kleinen Dörfern. Wenn man weise lebt, weiss man, daß nichts bleibt und sich alles verändert.
Und es ist nicht einfach, immer unterwegs zu sein. Auch für uns nicht, aber schon überhaupt nicht für die Menschen, die gerade in Booten auf dem Mittelmeer sitzen und von Europa träumen und der Möglichkeit, zu überleben.
Jesus wusste, was es heisst, fremd zu sein. Was es heisst, ohne ein Zuhause zu leben, ohne Vertraute und Freunde allein im Garten von Getsehmane zu sitzen, zu weinen, ohne das andere es merken.
Wegen Jesus und wegen seiner Auferstehung, haben wir hier in Europa, in Afrika und überall in der Welt eine Hoffnung, dass es einen Ort gibt, wo man nicht mehr unterwegs sein wird, wo man nicht mehr fremd ist, wo man nicht mehr davon träumt, weg zu gehen.
Diesen Ort gibt es bei Gott. Und ich glaube daran, dass wir vieles von diesem Ort schon hier, in unserem Leben erfahren können.
Wenn wir beten, wenn wir ihm singen, wenn wir von ihm lesen, wenn wir auf sein Wort hören.
Und wenn wir das tun, dann sollten wir auch wissen, dass wir verantwortlich sind für alle, die sich bei uns fremd fühlen. Amen.