Mt 22, 1-14 – Bereit für das Fest?

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, kennen Sie das auch? - Sie laden Gäste zu einer Feier ein: vielleicht ein Geburtstag, ein Jubiläum oder sogar eine Hochzeit. Es ist Ihnen sehr wichtig, dieses Fest, Sie möchten vielleicht Ihre Freude mit anderen teilen. Jedenfalls soll es ein großer und schöner Tag werden. Deshalb haben sie auch die Menschen eingeladen, die Ihnen wichtig sind oder mit denen Sie etwas verbindet….. Und dann kommt der große Tag heran, und schon am Abend zuvor kommen die ersten Anrufe: Es tut mir leid, aber es ist etwas dazwischen gekommen; mir geht es nicht gut, oder meiner Familie geht es nicht gut- Du kannst das sicher schon verstehen. Sehr schade, wäre schön gewesen, kann man nichts machen. Am nächsten Morgen geht es weiter: Du, ich kann heute doch nicht kommen; ich muß dringend etwas erledigen. Heute kommen die Handwerker, und du weißt ja, wie das ist…. oder: Ich versuche auf jeden Fall zu kommen, aber ich habe am vormittag noch etwas zu erledigen, aber ich beeile mich…. Dann endlich ist es soweit, drei Uhr nachmittags, der Tisch ist gedeckt, aber niemand an der Tür. Es wird vier, da kommen ein paar Gäste, vielleicht sogar andere als erwartet. Einige hatten abgesagt, einige haben es dann doch nicht geschafft, einige haben sich nicht einmal gemeldet… Essen und Trinken sind mehr als genug, und dann entschuldigen sich einige schon wieder, weil sie nicht so lange bleiben können. Aber danke für die Einladung. Was für eine Enttäuschung! Was für eine Mißachtung dessen, der eingeladen hat! Aber nicht nur uns Menschen geht es so – die Geschichten und Lesungen des heutigen Sonntags erzählen die gleiche Geschichte, wie wir Sie auch schon im Evangelium (Lk 14, 16-24) gehört haben: Gott lädt ein zu einem Fest – aber keiner will kommen. Wir hören nun die Geschichte noch einmal so, wie sie der Evangelist Matthäus aufgeschrieben hat (Mt 22, 1-14) – aber ich warne schon jetzt: Es ist keine schöne Geschichte: Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: 2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. 4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! 5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. 6 Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. 7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. 8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. 9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. 10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. 11 Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. 14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. Gott lädt ein zu einem Fest – beim Evangelisten Lukas im heutigen Evangelium war es ein großes Abendessen, beim Predigttext vom Evangelisten Matthäus ist es nun sogar die Hochzeit des Sohnes. Manche sagen deshalb, hier ist Jesus gemeint und die enge Verbindung, die er mit den Menschen eingeht. Jesus, der Bräutigam, der in die Welt kommt, um die Menschheit zu erlösen und eine ewige Verbindung zwischen Gott und Mensch herzustellen. Wie dem auch sei – ich denke, die beiden Evangelisten Lukas und Matthäus erzählen hier die gleiche Geschichte, nur jeder für sich etwas anders. Es ist ein Gleichnis, eine Beispielerzählung, um uns etwas klar zu machen. Klar ist, Gott lädt die Menschen ein zu einem Fest. Ein Fest bedeutet immer Freude, Lachen, Musik, Tanz, Gespräche, sich kennenlernen. Ein Fest verbindet die Eingeladenen untereinander und auch mit dem Gastgeber. Wir sollten uns das so handgreiflich wie möglich vorstellen: Gott, der Herr, der Allmächtige, der Schöpfer des Himmels und der Erde, möchte uns Menschen ein Fest bereiten. Er will uns einladen, uns bewirten, uns kennenlernen, uns glücklich machen. Wir kennen das von Jesus, der als erstes einmal auf eine Hochzeit nach Kana ging, bevor er begann, zu predigen und zu heilen. Denn Gott ist der Gott der Freude und der Fülle und des Lebens. So hätte es ein großer Freudentag werden können in der Geschichte. Aber nun hören wir, daß alles anders kommt – nicht weil Gott seine Meinung ändert, nicht weil er das fest absagt, sondern weil niemand mit ihm feiern will. Alle haben zu tun, so wie wir es ja auch schon von eigenen Feiern kennen. In den Geschichten der Bibel müssen die Gäste dringend ihrer Arbeit nachgehen, ihren Besitz anschauen oder eine Familie gründen. Bei Matthäus gehen die Gäste sogar noch weiter und bringen die Einladungsboten um. Das ist sehr hart und weist wahrscheinlich auf die Propheten und auf Jesus hin, die von den Menschen damals umgebracht worden sind. Aber es geht nicht nur um früher – es geht auch um heute. Es geht vielleicht auch um uns. Als Christen sind wur von Gott eingeladen, mit ihm und miteinander zu feiern. Wir haben den Sonntag als ein Geschenk bekommen, um innerlich und äußerlich zu Ruhe zu kommen. Nicht um den Alltag und die Arbeit soll es am Sonntag gehen, sondern um uns selbst, um Familie und Freunde und um Gott. Ich meine jetzt gar mal nicht zuerst den Gottesdienst. Ich meine, daß wir einen Tag der Ruhe dringend nötig haben, um Kraft zu schöpfen und unser Leben zu erneuern, um miteinander zu feiern – stattdessen müssen wir oft dringend einer Arbeit nachgehen oder die Zeit mit Dingen zubringen, die nicht dem Leben dienen. Ich weiß, daß viele von uns ihr Leben so eingerichtet haben, daß sie am Sonntag etwas zuverdienen – und wer einen Obstgarten oder Weinberg hat, der braucht das Wochenende, und immer wird irgendwo Hilfe benötigt. Aber wir verlieren dabei auch etwas, das dürfen wir nicht vergessen: Gottes Geschenk des Sonntags. Nun kommen wir zum Gottesdienst: es sind nicht viele, die den Weg in die Kirche schaffen. Die viele Arbeit unter der Woche macht sich bemerkbar und irgendwann muß man ja auch einmal schlafen oder mit der Familie frühstücken. Das verstehe ich. Aber der Gottesdienst ist ja keine zusätzliche Pflicht, ist kein Gefallen, den wir Gott tun. Gott braucht das nicht. Aber er will uns einladen, um uns Gutes zu tun. Im Gottesdienst am Sonntag dienen nicht wir Gott, sondern er dient uns: in dem er uns neues Leben schenkt, indem er uns mit seinem Wort und Sakrament stärkt. Im Abendmahl lädt er uns ein zu seinem Fest des Lebens und der Vergebung und der Gemeinschaft mit ihm und untereinander. Nun sind Sie und seid ihr ja aber gekommen und habt die Einladung Gottes angenommen. Ich freue mich darüber und bin mir sicher, auch Gott freut sich über einen jeden und eine jede hier. Aber auch für die die kommen, hat Matthäus eine Ohrfeifge parat. da ist die Rede von einem der Gäste, der nicht so gut wegkommt. Ja, er ist zur Feier gekommen, das ist das Gute. Aber doch scheint das zu wenig zu sein. Es heißt im Predigttext: Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. 14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. Liebe Gemeinde, eine sehr harte Geschichte! – und nur Matthäus schreibt so etwas auf, nicht aber Lukas. Das Matthäusevangelium will also noch auf etwas anderes hinaus, hat eine Botschaft an uns, die wir eingeladen wurden und gekommen sind: Wir brauchen ein festliches Gewand, wenn wir hierher kommen. Nun ist man früher auch sicher deshalb immer in der besten Kleidung zum Gottesdienst gekommen – und wenn wir uns umsehen, dann gilt das auch heute meist noch. geht es aber wirklich um den Anzug und das Kleid? Darf man etwa nicht in Jeans oder Arbeitssachen zum Gottesdienst kommen? Soll man doch lieber zu Hause bleiben, wenn man doch gerade aus dem Garten kommt und sich nicht umziehen konnte oder vielleicht keine schönen Kleider besitzt? Das denke ich nicht. Die festliche Kleidung ist etwas anderes. Matthhäus meint damit wahrscheinlich, daß man für Gott so angezogen erscheint, wie man sich im normalen Alltagsleben sonst verhält: wer andere betrügt und keine weiße Weste hat, wer seinen Nächsten nicht liebt und seine Nachbarn verachtet, wer über andere schlecht redet und das Gute verachtet, dem nützt auch schöne Kleidung am Sonntag nichts, das ist dann nur Heuchelei – er oder sie wird vor Gott schmutzig erscheinen. Eine Warnung an uns alle, daß es um mehr geht als den Gottesdienstbesuch. Denn der Gottesdienst am Sonntag ist ja nur der Beginn unseres täglichen Gottesdienstes in und an der Welt, wo es um unsere Liebe und Gerechtigkeit geht. Aber eines scheint Matthäus bei all seiner Kritik doch vergessen zu haben, und wir dürfen uns freuen, daß Lukas die Geschichte ein wenig anders enden läßt. Nicht Heulen und Zähneklappern und die Finsternis hat Gott für uns gedacht: er will ja in Wirklichkeit Freude und Lebensfülle für uns! Gott lädt uns zu seinem Fest, und er lädt uns in seinen Gottesdienst. Und hier will er uns durch Liebe und Freude dazu bewegen, seinem Willen und Geboten zu folgen. Gott will im Gottesdienst neue Menschen aus uns machen, die nicht der Dunkelheit gehören sondern dem Licht. Gute und Böse lädt er ein – so heißt es bei Matthäus, und wir hier sind tatsächlich gut und böse gleichzeitig, jeder von uns, schwach und sündig – und dennoch eingeladen und durch Jesus gerecht gemacht. Gott lädt uns ein zu seinem Fest, zu Gottesdienst und Abendmahl. Er lädt uns ein, obwohl er uns kennt, und er will das Böse in uns in Gutes verwandeln, unsere Zweifel in Glauben, unsere Schwäche in Größe. Er tut dies durch seine Liebe und Barmherzigkeit. Ich schließe die Predigt mit dem Wochenspruch, der uns ein Motto sein will, nicht nur für heute und die begonnene Woche, sondern für unser ganzes Leben: Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.